7) Die Kirche von San Niccolò
Kurz außerhalb von Casole in Richtung Colle befindet sich
rechterhand auf einem Hügel der Friedhof und die Kirche S. Niccolò (Abb. 9).
Sie weist eine romanische Konstruktion auf und besitzt ein bemerkenswertes
Fundament. Dies führte zu verschiedenen Hypothesen, unter denen eine bis in die
Mitte des vorigen Jahrhunderts besonders verbreitet war: daß die Kirche
ursprünglich ein etruskischer Tempel war. Aber die Antwort ist einfacher als es
zunächst scheint. Da die Kirche die typischen Ausmaße einer Krypta
hat, ist dies also nicht mehr als eine Krypta für eine größere
Kirche, die geplant, aber nie gebaut wurde.
Der offene Raum vor der Frontseite läßt den Eindruck
aufkommen, als ob der Boden auf dem Hügel eingeebnet wurde, um Baufreiheit für
die Errichtung einer richtigen Kirche zu erhalten. Eine andere Hypothese besagt,
daß dies die hier wieder aufgebaute originale Krypta der Kollegiumskirche Santa
Maria war.
Jedoch bleibt die Tatsache, daß diese selbst als Krypta eine
singuläre Konstruktion darstellt. Sie besteht aus einem verhältnismäßig
langen Querschiff, das durch Bögen in drei Teile geteilt ist, die in
gedrungenen Halbsäulen auslaufen sowie aus drei Türen an der Fassade - die
zwei seitlichen sind ziemlich klein und vermutlich später hinzugefügt.
Im hinteren Teil sind drei Apsen, von denen die zwei
seitlichen mit den Wänden verbunden sind. Die Bögen zwischen den Kapitellen
bilden ein Kreuzgewölbe, das mit Freskos bedeckt ist. Die Kapitelle sind
datierbar auf die Mitte des 12. Jahrhunderts und alternieren zwischen sehr
einfach geschmückten und jenen, die mit praeromanischen Motiven wie Rosetten,
Palmen, Blumen, Sternen, Webmustern etc. versehen sind. An den Wänden sind
unlängst restaurierte Freskos vom
Beginn des 17. Jahrhunderts, vermutlich eine
Arbeit von Casolani. Die Freskos rechterhand mit dem Erzengel St. Michael,
Martha, Simon, Bischof Nicola und linkerhand mit St. Antonius von Padua,
Bartholomäus, Josef, Maria Magdalena und jenen in der Mitte, welche
musizierende Engel zeigen, sind Restaurierungen des 18. Jahrhunderts. Die
Freskos in der Lunette sind Arbeiten aus dem späten 17. Jahrhundert. Sie zeigen
auf der Rechten drei Heilige mit dem Aussehen von St. Domenico und auf der
Linken die Madonna mit dem Kind, St. Nikolaus von Tolentino und St. Gaetano. Von
der Originalausstattung blieben St. Johannes der Täufer und Johannes der
Evangelist, weiterhin die Verkündigung, die Geburt Christi sowie die Cherubime
erhalten. Die Freskos sind im Stil von Casolani ausgeführt, doch sie können
auch dem jungen Francesco Rustici, genannt Rustichino (Siena 1592-1626)
zugeschrieben werden, der in seinen Anfängen durch Casolani beeinflusst war.
Auf dem Altar befindet sich in einer 16. Jahrhundert-Rahmung
ein Fresko der Madonna mit Kind, zugeschrieben einem Sieneser Maler aus der
Mitte des 14. Jahrhunderts.
Uebersetzung aus dem Englischen: Joachim Lucchesi
|